Viele Namen, eine Frucht

Kartoffeln sind seit mehreren Jahrhunderten ein Grundnahrungsmittel in Deutschland. Doch heimisch ist die Pflanze bei uns eigentlich nicht, sie kam erst nach der Entdeckung Amerikas zu uns und stieß zunächst, wie alles Neue, auf viele Vorbehalte. Von Region zu Region haben sich deshalb verschiedene Namen entwickelt, von denen sich einige bis heute gehalten haben. Vier große Namensgruppen lassen sich unterscheiden.

Erdäpfel

Vor allem im Süden des deutschsprachigen Gebiets ist dieser Name verbreitet, sprich in Bayern, Österreich, der Schweiz und Südtirol, aber beispielsweise auch in Rheinland-Pfalz (Äädappel). Der Name wird natürlich überall etwas anders ausgesprochen, zum Beispiel als Ärdöpfl. Die Bezeichnung neuer Früchte als Apfel ist verständlich, schließlich ist der Apfel noch immer die Frucht schlechthin hierzulande. Auch die Orange wird ja als Apfelsine bezeichnet, also als China-Apfel. Auch wenn sich der Vergleich zum Apfel bei einer Apfelsine natürlich mehr aufdrängt also bei einem Erdapfel.
In einigen Regionen verzichtet man auch auf den Apfel und spricht von Erdlingen.

Grundbirne

Neben dem Apfel ist die Birne die in Deutschland wohl am häufigsten angebaute Frucht. Entsprechend ist vor allem im Westen auch der Name Grundbirne verbreitet. Auch hier wird das Wort natürlich von Dialekt zu Dialekt anders ausgesprochen, in Unterfranken beispielsweise spricht man von Grumbern. Aus dem Deutschen gelangte dieses Wort auch Südosteuropa, weshalb man im serbokroatischen Krumpir zur Kartoffel sagt und es in der Türkei ein Kartoffelgericht namens Kumpir gibt.

Potacken aus der Karibik

Anders als in Unterfranken spricht man im Nürnberger Raum von Bodaggn, standarddeutsch würde man das Potacken aussprechen. Auch in der Seemannssprache hat sich der Begriff erhalten, wenngleich Nürnberg vom Meer eigentlich relativ weit weg liegt. Trotzdem wird das Kartoffelschälen von den Seeleuten traditionell als Potackendrehen bezeichnet.

Der Begriff ist indirekt auch mit dem englischen Potato verwandt. Beide stammen nämlich vom spanischen Patata ab, denn aus den von Spanien eroberten Gebieten war die Kartoffel einst nach Deutschland gekommen. Aus dem gleichen Grund heißt sie übrigens in Polen und Russland Kartoffel, dorthin kam sie nämlich über Brandenburg. Die Tschechen nennen sie deshalb gleich Bramborg nach der deutschen Region Brandenburg. Davon abgeleitet dürfte auch die österreichische Bezeichnung Bramburi sein.

Letztendlich stammt die Bezeichnung damit aus der Sprache der Taíno, einem karibischen Folk, das mit Batata die Süßkartoffel bezeichnete. Das Wort wurde dann für die Kartoffeln übernommen, wobei man mit der Zeit begann in Süßkartoffeln (Batata) und Kartoffeln (Batata) zu unterscheiden. Auch aus Süßkartoffeln lassen sich übrigens Pommes machen.

Kartoffel kommt von Trüffel

Auch das Wort Kartoffel kommt wohl vom Trüffel. Der heißt in Italien Tartufo, in der Verniedlichungsform wird daraus Tartufolo, also Trüffelchen. Das eingedeutschte Tartuffel oder Tartüffel war noch im 18. Jahrhundert verbreitet, Anspielungen auf den Trüffel sind aber in einigen Dialekten noch immer zu finden. In vielen ehemals niederdeutschsprachigen Gebieten heißen Kartoffeln Tüfte, teilweise auch Tüffel, wobei letzteres auch Pantoffel heißen kann.

Viele Namen für das Grundnahrungsmittel

Vier große Namensgruppen gibt es also, die sich vom Trüffel, dem Erdapfel oder Erdling, der Grundbirne oder dem spanischen Patata ableiten. Daneben gibt es natürlich noch viele sonstige Namensgruppen, wie die bereits kurz erwähnte Ableitung von Brandenburg.

Natürlich sind viele Namen nicht mehr wirklich im Gebrauch. Potacken oder Bodaggn liest man in Franken höchstens noch in Dialektkolumnen oder auf den Speisekarten von Restaurants mit regionaler Küche. Und unter Tüffel versteht man auch im Norden bestenfalls einen Pantoffel oder einen einfältigen Menschen.

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